Zum Start von Bora Dagtekins neuem Film „Chantal im Märchenland“ durften wir mit Hauptdarstellerin Jella Haase sprechen und haben spannende Dinge erfahren!
Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist die Schönste im ganzen Land – Schneew… ähh Chantal Ackermann natürlich! Mit Bora Dagtekins neuestem Werk „Chantal im Märchenland“ kommt eine ganz besondere Komödie am 28. März in die Kinos. In dem „Fack Ju Göthe“-Spin-Off wird Chantal gegen Märchenklischees kämpfen, auf Drachen reiten und lernen, worauf es im Leben wirklich ankommt.
Wie es für Schauspielerin Jella Haase war, erneut in ihre Paraderolle zu schlüpfen, warum Social Media ein Problem sein kann und sie blauen Lidschatten lange mied, hat sie uns im Interview verraten - viel Spaß!
TVM: Es ist bestimmt anstrengend, vor einem Kinostart so viele Interviews zu führen, oder?
Jella Haase: Ich muss sagen, dass es mir großen Spaß macht, weil ich so begeistert von dem Film bin und einfach Lust habe, diesen Film in die Welt hinauszubrüllen. Ich wünsche mir so sehr, die Menschen damit glücklich zu machen!
TVM: Ist man denn vor so einem großen Kinostart noch aufgeregt oder hört das irgendwann auf?
Jella Haase: Ich glaube, man ist immer aufgeregt. Wir haben ab Montag eine kleine Premierentour vor uns, und ich glaube, da werde ich wirklich sterben vor Aufregung. Weil dann alle im Kinosaal sitzen, auch meine Eltern, meine Schwester und meine Freunde. Dann allen Leuten zu zeigen, was man so lange hinter dem Berg gehalten hat, ist natürlich schön. Die Erwartungen sind groß, aber ich habe einfach Lust drauf!
TVM: Als die Anfrage für den Film kam: Wie war das für dich? Hast du sofort zugesagt?
Jella Haase: Bora und ich haben uns auf einen Kaffee verabredet. Wir saßen uns gegenüber und dann hat er angefangen zu erzählen, und ich habe wirklich über seinen Kopf gesehen, wie ich auf nem Drachen reite, in Schlössern lebe und gegen Hexen kämpfe. Ich habe seine Fantasie sofort visualisiert. Das war so schön und lustig - es hat mich einfach glücklich gemacht.
TVM: Du hast schon zum fünften Mal mit Bora Dagtekin zusammengearbeitet. Was machen seine Filme für dich so besonders?
Jella Haase: Er hat ein Timing wie kein Zweiter und ich glaube, das wird immer unterschätzt. Also wie schwer es ist, Komödien zu machen - gute Komödien, die wirklich lustig sind! Er hat ein unfassbares Gefühl für Zeitgeist, für Jugend, für Jugendsprache und eine ganz eigene Handschrift. Man kann sich als Schauspielerin bei ihm komplett austoben. Aber er fordert einen auch sehr. Wir sind mittlerweile so aufeinander abgestimmt, dass ich regelmäßig in einen Spielrausch komme. Das ist ganz toll, wenn man so frei spielen darf.
TVM: Gibt es dadurch Szenen im Film, die so gar nicht geplant waren?
Jella Haase: Ne, also, er hat schon eine ganz genaue Vision, wie eine Szene aussieht, aber es gibt natürlich immer kleine Spielmöglichkeiten oder Raum zur Improvisation. Bora ist ziemlich durchdacht, also dass es jetzt komplett anders wird, ist unwahrscheinlich. Das Drehbuch ist schon sehr gesetzt.
TVM: Hattest du mit Chantal eigentlich schon abgeschlossen?
Jella Haase: Eine gute Frage! Ich glaube schon, dass ich die Figur immer in meinem Herzen hatte, und es zwar auch zum Glück richtig leicht, die wieder zutage zu befördern, aber ich habe nicht damit gerechnet, dass sie in dem Stil zurückkommt, muss ich auch sagen.
TVM: Hast du in den letzten Jahren zum Rest des Casts Kontakt gehalten?
Jella Haase: Ja klar, wir sind auch privat befreundet, also vor allem mit Max und Gizem verbindet mich auch eine sehr enge Freundschaft. Auch Bora ist ein sehr hilfsbereiter, sehr treuer Weggefährte.
TVM: Hattest du im Anschluss an „Fack Ju Göthe“ Probleme damit, in eine Schublade gesteckt zu werden?
Jella Haase: Ne, ich glaube, das haben die Medien immer ganz gerne behauptet. Aber ich persönlich hatte nie das Gefühl. Ich habe immer unterschiedliche Sachen gespielt. Da kommen in Zukunft auch noch so interessante Rollen auf mich zu. Ich bin eher ein wenig ermüdet, das gefragt zu werden, weil das für mich nie von Bedeutung war. Ich glaube, das kann man auch ganz bewusst beeinflussen, wie man seine Rollen kuratiert. Ich habe schon darauf geachtet, nicht noch mal ein Abklatsch zu spielen und Rollen zu übernehmen, die in eine ganz andere Richtung gehen. Ich glaube, das ist mein Verständnis von Schauspielerei. Mich würde nichts anderes interessieren, ich möchte nicht reproduzieren. Deshalb ist es, glaube ich, für mich ganz natürlich, dass man sich nicht wiederholt. Es gibt aber auch Menschen, und das auch komplett zurecht, die sich sicher fühlen in dem, was sie können, und das gerne bedienen. Das kann ja jeder machen, wie er es will, für mich persönlich wäre es aber nichts.
TVM: Verständlich. Noch mal ein anderes Thema: Würdest du Kindern heute noch Märchen vorlesen?
Jella Haase: Ich bin gar nicht mit den klassischen Märchen groß geworden. Bei mir gab's immer wilde, witzige und kluge junge Mädchen, zu denen ich aufgeschaut habe. Pippi Langstrumpf und die wilden Hühner, das waren so meine Heldinnen. Ich glaube auch, dass ich durch die Arbeit an dem Film sensibilisiert bin. Ich glaube, dass man viele Märchen, gerade jungen Mädchen, so nicht mehr vorlesen kann oder sollte.
TVM: Welche Message würdest du Kindern oder auch Erwachsenen durch den Film gerne mitgeben?
Jella Haase: Anfangs inszeniert Chantal ihre Wirklichkeit die ganze Zeit durch ihr Handy. Im Laufe des Films lernt sie dann aber, sich darauf zu besinnen, worauf es im Leben wirklich ankommt. Das sind Dinge wie Freundschaft. Sie wächst über sich hinaus, sie glaubt an sich und erlebt etwas wirklich nur für sich, ohne eine Öffentlichkeit, die sie einlädt, das mitzuerleben. Das ist etwas, was ich mir auch im realen Leben sehr wünschen würde. Dass man merkt, wie oft man obligatorisch zum Handy greift. Wo man eigentlich einfach mal den Moment stehen lassen könnte und dass man sich wieder Raum gibt, miteinander zu sein. Dass wir alle höflich miteinander umgehen, tolerant sind und uns gegenseitig machen lassen.
TVM: Spielt Social Media für dich privat eine große Rolle?
Jella Haase: Ich arbeite mich regelmäßig an Social Media ab, muss ich sagen, ich finde, es ist der absolute Segen und Fluch zugleich. Ich würde sagen, bei mir ist es mehr Fluch als Segen, weil ich einfach merke, dass unsere Aufmerksamkeitsspanne massiv abnimmt. Ich muss mich sehr reglementieren, um nicht in meinem Handy zu versinken. Der Handykonsum und sich Content hereinzuziehen, der eigentlich gar nichts mit dem eigenen Leben zu tun hat, wird immer mehr zur Normalität. Ich versuche mich da ganz bewusst von abzugrenzen und es ist nicht so an mich ran kommen zu lassen. Aber es ist schwierig, sich nicht zu vergleichen und bei sich zu bleiben. Es ist wirklich eine Herausforderung, und ich glaube, dass jetzt eine gewagte These ist, dass es uns ohne Social Media allen besser ginge.
TVM: Spannend, dass jemand wie du, der so erfolgreich ist, auch dazu neigt, sich zu vergleichen.
Jella Haase: Davon ist man überhaupt nicht befreit.
TVM: Noch einmal zum Film. Es sind richtig schöne Bilder zu sehen: Wie viel ist davon animiert?
Jella Haase: Wir waren zwei Monate im Studio im Penzing. Das war echt krass, weil da dieses Zimmer von Chanti hineingebaut wurde und ich gesehen habe, wie in dieser riesigen Halle jeden Tag mehr und mehr Kulisse dazu kam. Das war wirklich magisch zu sehen, was für ein Aufriss betrieben worden ist. Und dann waren wir noch mal einen Monat in Prag unterwegs, wo wir ganz viele Außenmotive gedreht haben. Wir haben im Winter angefangen, im tiefsten Schnee und sind im Sommer geendet, also echt eine lange Zeit, die wir da zusammen verbracht haben.
TVM: Das ist lang!
Jella Haase: Ich finde, das sieht man dem Film auch an, wie viel Hingabe und Expertise da drinsteckt. Also, ich muss wirklich einfach den Hut ziehen vor allen Gewerken. Mich verneigen vor dem Kostüm, vor der Maske und auch vor den Szenenbildnern. Alle Gewerke waren sowas von on point. Die Welt ist wirklich märchenhaft geworden!
TVM: Letzte und allerwichtigste Frage: Kannst du blauen Lidschatten noch sehen?
Jella Haase: Ich konnte ihn ganz lange nicht mehr sehen, ich habe es richtig gemieden, aber jetzt geht es lustigerweise wieder. Aber ich werde blauen Lidschatten für immer mit Chantal in Verbindung bringen.
TVM: Vielen Dank für das Interview!