Eine verregnete Nacht, eine Babyauffangstation und viele verzweifelte Menschen, auf der Suche nach dem Glück im Leben – so beginnt „Broker“. Der Film von Hirokazu Koreeda berührt das Herz, und bietet einige (ungewollte) Lacher.
Am 16. März 2023 erscheint „Broker – Familie gesucht“ in den Kinos. Der Film des japanischen Regisseurs Hirokazu Koreeda handelt von überforderten Müttern, Menschenhändlern und dem ständigen Drahtseilakt zwischen moralisch falsch und richtig.
Im Schutz der Dunkelheit sucht So-Young, gespielt von der südkoreanische Popsängerin IU (bürgerlicher Name Lee Ji-eun), in einer verregneten Nacht eine Babyklappe auf. So-Young ist wie der Name nahelegt nicht nur sehr jung, sondern von ihrem frühen Mutterglück auch mehr als überfordert. Mit der Chance ihrem Kind eine bessere Zukunft zu verschaffen, entschließt sie sich kurzerhand es in der Babyauffangstation für ungewollte Kinder abzugeben.
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Broker – Die guten Kriminellen, die bösen Polizisten
Hier arbeiten Ha Sang-hyeon (Song Kang-ho) und Dong-soo (Gang Dong-won), die ihren Lebensunterhalt damit verbessern die abgegeben Babys auf dem Schwarzmarkt an Eltern werden wollende Pärchen zu verkaufen. Was die beiden Baby-Broker (Makler) nicht ahnen können: So-Young entschließt sich kurzerhand doch für ihren Nachwuchs und kommt bald darauf in die Station, um ihr Baby wiederzuholen.
Die beiden Menschenhändler können So-Young aber davon überzeugen, dass ihr Sohn bei einer anderen Familie besser aufgehoben wäre, woraufhin sich die drei zusammentun, um ein geeignetes Elternpaar auf dem Schwarzmarkt ausfindig zu machen – „aus höheren Beweggründen“, wie es Ha Sang-hyeon und Dong-soo versuchen moralisch zu rechtfertigen.
Broker – Melancholie und Hoffnung | Filmkritik
Mit fortschreitender Filmlänge (insgesamt 129 Minuten) verliert "Broker" über die Zeit die einstige Schwermütigkeit und entwickelt sich zu einem leichter werdenden Roadmovie à „Little Miss Sunshine“, denn die Suche nach geeigneten Käufern führt die unfreiwillige „Patchwork-Familie“ in Ha Sang-hyeons klapprigen Mini-Bus quer durchs Land– nur eben alles ein bisschen trauriger. Was die drei dabei nicht wissen: Die Polizei ist den Menschenhändlern schon eine geraume Zeit auf der Spur und observiert sie.
„Broker – Familie gesucht“ ist ein Film, der es schafft, besonders atmosphärisch zu wirken. Dies gelingt Regisseur Hirokazu Koreeda nicht nur durch einen authentisch spielenden Cast, sondern vor allem durch das Stilelement des Regens. Bereits der Auftakt ist in der Melancholie eines Nachtregens gehüllt – Regen verdeckt, schützt, aber dient sinnbildlich auch als Motiv für Hoffnung. Regen wäscht rein, und spült Altes weg und macht Platz für Neues. Denn „Broker“ ist ein Film für Träumer und alldiejenigen, die auf der Suche einer besseren Zukunft sind. Egal, ob es die Kinder eines Waisenhauses sind, die darauf hoffen irgendwann einmal Fußballstar oder Popstar zu werden, oder So-Young, die für ihr Baby auf illegale Weise geeignete Eltern sucht. Die gelegentlichen Träumereien in eine heile Welt, werden jedoch schnell immer wieder von der Realität in Form des Damoklesschwertes der polizeilichen Verfolger eingeholt und holt sowohl die Helden als auch die Zuschauer wieder auf den Boden der Tatsachen zurück.
Hirokazu Koreeda muss man als Regisseur und Drehbuchautoren von „Broker“ ein besonderes Lob aussprechen, denn es ist eine Geschichte, in der die vermeintlich Guten (die Polizistinnen) gefühlt die Bösen, und die Bösen (die sorgsamen Menschenhändler) die Guten sind, und wird, wie ein Werk von Schirach, seine Zuschauer vor so manche moralische Herausforderung stellen.
Der Film begeistert mit seiner dogmatischen Tendenz, zuletzt auch durch seine Figuren und ihren Tiefen. Dass Song Kang-ho („Sympathy For Mr. Vengeance“) ein herausragender Schauspieler ist, dürfte dem westlichen Publikum auch spätestens seit seiner „Parasite“-Performance bekannt sein.
„Broker – Familie gesucht“ ist südkoreanisches Kino par Excellence und überzeugt nicht zuletzt durch die angenehm wenige Effekthascherei und steht damit im besonderen Kontrast zu den Blockbustern des Hollywood-Kinos. Gefühlt ist es lediglich eine Frage der Zeit bis Hollywood das Drehbuch adaptierten und neu verfilmen würde. Seit der Oscar-Auszeichnung von „Parasite“ würde dies jedoch als Faux-Pax bei den internationalen Kritikern gelten.
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