Autor Neil Gaiman und Darstellerin Yetide Badaki erklären, warum einige Aspekte von "American Gods" - Staffel 3 viel naher an der Realität sind, als ursprünglich geplant.
Seit Sonntag ist die erste Folge der dritten Staffel der US-Serie "American Gods" bei Amazon Prime verfügbar. Neil Gaiman, Autor der Romanvorlage, berichtet im Interview mit TVMovie.de, dass die Staffel für den Hauptprotagonisten Shadow wieder näher an die literarische Vorlage ist. "Wir haben in dieser Staffel versucht uns wieder stärker auf das Buch zurückzubesinnen. Wir wollten wieder in den Mittelpunkt stellen, was die Menschen am Buch lieben und weshalb sie sich an das Buch erinnern", so Gaiman.
Glücklicherweise behandle die dritte Staffel den "Lakeside"-Handlungsstrang. Deshalb konnten die Serienmacher die Geschichte rund um Shadow, dargestellt von Ricky Whitle, ganz nah an der Romanvorlage belassen. Allerdings gelte das nicht für alle Figuren. "Einige Figuren, wie z.B. Mr. Wednesday und Laura, tauchen nur auf, wenn sie mit Shadow sprechen. Da mussten wir uns etwas einfallen lassen", so Autor Gaiman.
Die Staffel zeige aber mehr von den Göttern und der Zuschauer bekomme einen besseren Gesamteindruck. "Im Buch hat Bilquis nur zwei Szenen, eine in der sie dem Leser bekannt gemacht wird und eine weitere in der sie stirbt. In der Serie wird sie immer mehr zur Stimme der Vernunft." Sie werde als eine der alten Gottheiten gezeigt, die aber auch das Verhalten der neuen Götter versteht.
Warum sich die Realität gerade wie "American Gods" anfühlt
Da die Serie hauptsächlich von Vertrauen und Glaube handelt, zieht Gaiman Parallelen zur aktuellen Situation auf der Welt: "Das größte Problem, dass sich uns derzeit stellt, ist eines von Vertrauen und Glaube", ist der Brite überzeugt. Man könne Menschen dabei beobachten, wie sie glauben und wählen, an was sie glauben. So gebe es Länder, die an die Wissenschaft glauben und relativ gut durch die Corona-Krise kommen und andere Länder, wie die Vereinigten Staaten, in denen die Menschen für das Recht mit vielen anderen Menschen Gottesdienste zu feiern und einander mit dem Virus anzustecken vor Gericht ziehen und das als religiöse Freiheit ansehen. Für den Autor wirkt dies wie ein Strang aus "American Gods", weil es zeigt, wie unterschiedlich der Glaube bei verschiedenen Menschen ist.
Auch Schauspielerin Yetide Badaki sieht in der Entwicklung ihrer Figur Bilquis Parallelen zu aktuellen Bezügen. So habe Bilquis in der Show ihren eigenen Antrieb für ihr Handeln entdeckt. "Das ist der Grund, warum ich Neil Gaimans Art zu schreiben so faszinierend finde. Er und die Drehbuchautoren haben alle diese Themen zusammengebracht, die ich in unserem derzeitigen Weltgeschehen widergespiegelt sehe", erklärt Badaki. So hätten schwarze Frauen viel zu großen Bewegungen beigetragen. In diesem Jahr fange die Welt an die Beteiligung schwarzer Frauen zu bemerken und anzuerkennen. "Das zeigt sich auch in der Selbstbefreiung, die Bilquis in dieser Staffel erlebt."
American Gods: Wird es eine 4. Staffel geben?
Die dritte Staffel von "American Gods" wird nicht die letzte sein, wenn es nach Neil Gaiman geht. So habe der Autor Produzenten, Drehbuchautoren und Regisseuren in den vergangenen Jahren immer wieder Hinweise darauf gegeben, warum bestimmte Szenen und Charaktere in der Serie bleiben müssten. "Meine Anweisungen mögen jetzt noch nicht viel Sinn ergeben, aber es wird in der Zukunft noch wichtig", so der Autor. Es gebe definitiv Pläne für eine Fortsetzung seines Romanes, er könne aber noch nicht sagen, wann er damit anfangen wird. "Wenn ich eines aus dem Jahr 2020 gelernt habe, dann wohl die Tatsache, dass man liebe keine konkreten Pläne macht. Denn immer, wenn ich in dem Jahr Pläne gemacht habe, konnte ich buchstäblich die Götter lachen hören. Aber wenn die Zeit kommt, dann werde ich die 'American Gods'-Fortsetzung schreiben."
"American Gods - Staffel 3" erscheint wöchentlich auf Amazon Prime Video. Einen Trailer zur neuen Staffel seht ihr hier:
Text & Interview: Martin Weigle